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Vermessungsingenieure im Gespräch |
Die MEYER WERFT bildet sogar eigene Vermessungstechniker aus,
weil sich die Ausbildung im „klassischen“ Kataster-Bereich stark von der
Vermessung in der Industrie unterscheidet, obwohl es letztlich der gleiche
Beruf ist. Also baut sich die Werft intern das Know-how, um diese
Fachspezialisten einzusetzen.
Cruisetricks.de hat mit Vermessungsingenieur Florian Jansen und Maschinenbauingenieur Andre Schreiber über
ihre Arbeit gesprochen.
Ein Trend wird im Interview schnell deutlich: Das kleine,
vierzehnköpfige Vermesser-Team der MEYER WERFT Papenburg muss effizient und
kreativ sein. Routinearbeiten optimieren und vereinfachen sie immer weiter,
sodass Spielraum für komplexere Aufgaben entsteht. Beispielsweise ersetzt
Sensorik in manchen Situationen die manuelle Vermessung, sodass die Kapazitäten
des Teams möglichst wenig durch Monitoring-Aufgaben gebunden sind.
Vor allem die Spezialvermessung nehme immer weiter zu,
berichtet Florian Jansen: „Es gibt immer mehr, immer verrücktere Attraktionen
auf den Kreuzfahrtschiffen. Da brauchen wir 3D-Vermessung und die Expertise von
Ingenieuren. Das hat in den vergangenen Jahren echt zugenommen. Und natürlich
sehen auch unsere Kunden, was technisch möglich und umsetzbar ist. Das
erweitert auch unser Aufgabengebiet.“
Den Beginn dieser Entwicklung sieht Jansen 2010 bei einer
komplexen Wasserrutsche für Disney Cruise Line: „Da müssen wir wirklich mit 3D-Vermessung
arbeiten und häufig auch tachymetrisch. Das Tachymeter ist eigentlich
allgegenwärtig, reflektorlos oder berührungslos, das ist unser Standardwerkzeug
für die Vermessung. Und dann auch die ganzen anderen Geräte zur Vermessung.“
Man merkt ihm die Faszination für diese Technik an, wenn er davon erzählt.
„Das macht uns schon sehr stark und flexibel“
Maschinenbauingenieur Andre Schreiber merkt an: „Was uns auszeichnet
ist, dass wir nicht nur Vermesser sind, nur die Vermesser-Brille aufhaben,
sondern zum Beispiel auch einen Schiffbau-Ingenieur im Team haben. Wir können diese
ganzen Sichtweisen und dieses Fachwissen zusammenführen.“
Jansen bestätigt: „Wenn ich zum Beispiel die Kollegen hier
bei uns im Fachbereich frage, wie sie eine Situation schiffbaulich beurteilen,
dann kann ich bei den Messungen mehr Wert auf diese Aspekte legen.“ Bei der
Auswertung könne er so neben dem reinen Soll-Ist-Vergleich auch die Expertise des
Schiffbau-Kollegen einbeziehen und damit besser beurteilen, ob manche Aspekte
vielleicht eher zu vernachlässigen sind, wenn sie schiffbaulich nicht so wichtig
seien. Das macht uns schon sehr stark und flexibel.“
„Wir sind vom ersten bis zum letzten Bauteil immer irgendwie involviert.“
Wie vielfältig die Aufgaben der Vermesser sind, fasst Maschinenbauingenieur
Andre
Schreiber zusammen: „Jedes Schiff hat seine neuen Herausforderungen und
wir sind vom ersten bis zum letzten Bauteil eigentlich immer irgendwie
involviert: in der Fertigungskette vom Stahlbau bis zum Innenausbau und bei der Betreuung der Zulieferer. Das geht
weiter mit Sonderbauteilen wie beispielsweise einer Wasserrutsche, einem
Kletterpark oder diesem riesigen North Star für Royal Caribbean International.“
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Odyssey of the Seas im Baudock der MEYER WERFT |
Aber auch Bilddokumentationen sind Teil der
Vermesser-Arbeiten. Fertige Maschinenräume werden aufgenommen, damit man sie
mit dem nächsten, baugleichen Schiff abgleichen kann.
Jansen ergänzt: „Das geht dann bis hin zu Endabnahmen: Zahlen
zum Tiefgang, Ausrichtung der Antriebe, die Höhen des Schiffs, die
Hauptabmessungen Länge, Breite, Höhe, das wird eigentlich komplett einmal von
uns betreut.“ Dabei arbeiten die Vermesser gemeinsam mit der Klassifizierungsgesellschaft – oder wie die Experten kurz formulieren: „mit der
Klasse“. Die Klassifizierungsgesellschaft prüft dabei, wie die Vermesser die Messwerte
ermitteln, begutachtet zertifizierte Messgeräte und entsprechend zertifizierte
Mitarbeiter, die dazu ausgebildet sind, diese Vermessungen durchzuführen. Jansen:
„Das Technische machen wir dann selbst. Da lassen wir uns in die Karten
schauen, da gibt es nichts zu verheimlichen.“
Hochmoderner Messarm mit einer Genauigkeit von Submilimetern
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Moderne Ausstattung in der Vermessung |
Nicht zuletzt hört man im Gespräch aber auch heraus, wie
stolz die Vermesser auf die technische Ausstattung sind, auf die sie bei ihrer
Arbeit zurückgreifen können. Und da beschränkt sich die Arbeit eben nicht nur
auf den klassischen Tachymeter, sondern hält Laser-Scanner oder auch einen
hochmodernen Messarm bereit, der im Bereich von Submillimetern genau arbeitet –
beispielsweise, wenn Antriebswellen aufeinander passen müssen. Jansen: „Wenn
man da das eine Ende und das andere Ende aufeinander ausrichtet, kommt man
wirklich in diesen Genauigkeitsbereich.“
Während der Messarm mit einem Taster mit Berührung arbeitet,
ist das ebenfalls vorhandene Photogamerie-System berührungslos. Die Messung erfolgt
über Bilder und ist ebenfalls extrem präzise. Und für die Rumpfbemalung im
Bug-Bereich kommt ein eigens für die MEYER WERFT weiter entwickelter
Laser-Projektor zum Einsatz.
Noch mehr Informationen zu diesem Thema erhaltet ihr hier auf cruisetricks.de
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